Die Augen einer Katze sind Fenster,
die uns in eine andere Welt blicken lassen.
Die “wahre” Herrin im Rudel, die graue Eminenz mit der Würde von Queen Elisabeth. Herrin des Chaos und ultimative Beherrscherin der Hundebande.
Paula
„Tierschutz ist auch immer Menschenschutz! Von der Würde des Menschen können wir erst sprechen, wenn wir gelernt haben, die Würde der Tiere zu respektieren. Der Tag wird kommen,
an dem im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht nur die Würde des Menschen,
sondern auch die Würde der Tiere geschützt wird.“
(Franz Alt, deutscher Journalist, *1938)
Vor 13 Jahren kam sie zu uns, ein Opfer der modernen Wegwerfgesellschaft in der ein Katzenleben nichts bedeutet. Ausgesetzt und alleine gelassen wurde sie schliesslich von netten Menschen eingefangen und in eine Pflegestelle des Katzenschutzvereins gebracht. Besonders glücklich war sie dort auch nicht denn Paula ist absolut feindselig gegenüber Artgenossen und muste alleine gehalten werden. Da mein Aidskranker Kater verstorben war, beschloss ich dieser kleinen, pummeligen Katze ein neues Zuhause zu geben und nahm sie bei mir auf und hab noch keinen Tag bereut. Daher kann ich nur jedem ans Herz legen, einer erwachsenen Katze aus dem Tierheim eine 2te Chance zu geben, sie haben sie verdient!
Immer wieder höre ich wie “dankbar” diese Tiere sind, nein sind sie nicht, Dankbarkeit und Mitleid gehören nicht zum tierischen Vokabular und ein Second-hand Tier bei sich aufzunehmen weil man tierische Dankbarkeit erwartet ist eine falsche Gutmensch Einstellung, sorry. Zuneigung und Liebe treffen den Punkt eher als vermeintliche Dankbarkeit. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, daß diese Tiere uns Menschen eine erneute Chance geben zu beweisen das wir nicht alle schlecht sind. Manche von diesen Tieren geben die Chance gleich, andere brauchen etwas länger. Mein verstorbener Kater Tom, hat über ein halbes Jahr gebraucht bevor er überhaupt gestattete berührt zu werden. Es aind kleine, verletzte Tierseelen voller Hoffnung auf ein gutes Zuhause, aber keine Dankbarkeit.
Paula war vom ersten Tag an eine supergut erzogene, liebe Katze die sich problemlos ins Rudel einfügte, sie hatte tadellose Manieren und arrangierte sich mit allen andren Tieren in der Familie. Ausser Artgenossen, die hasst sie bis zum heutigen Tage abgrundtief
Heute ist Paula 17 Jahre alt und immernoch eien souveräne Persönlichkeit, die täglich ihre std Freigang in Anspruch nimmt, mit ihren Spielsachen tobt und lautstark ihr Futter verlangt.
Update
Paula ist inzwischen 20 Jahre alt und aufgrund ihrer altersbedingten Taubheit darf sie das Haus nicht mehr verlassen. Diese Umstellung von Freigänger zur Wohnungskatze ist nicht unproblematisch.
Und man brauch ausser guten Nerven und Geduld auch jede Menge Argumente in Form von Spielsachen, Kratzbäumen und Schlafgelegenheiten.
Zudem muss man drauf achten das es viele Katzen gibt die ihre “Geschäfte” an verschiedenen Orten verrichten, also sollte man 2 Katzentoiletten aufstellen.
Katzengras im Blumentopf darf natürlich auch nicht fehlen.
Paula, die zu den Kaninchen ins Hasenzimmer darf, entdeckte die Buddelkiste für sich und offensichtlich geniesst sie das gewusel der Kaninchen, wie eine Art Open Air Konzert.
Sorgen bereitete uns allerdings der deutliche Gewichtsverlust trotz üppigem Futter und als sie dann noch eine dicke Backe bekam, fuhren wir mit ihr zur Tierklinik.
Natürlich mit ziemlich gemischten Gefühlen denn 20 Jahre ist auch für eine Katze ein schon fast biblisches Alter, und der Gedanke sie vielleicht nicht mehr mit heim zu bringen belastete uns sehr.
Dennoch waren wir uns darüber einig das wir alles tun würden um ihr Leben zu verlängern, aber nichts tun würden um Leiden zu verlängern und sahen gespannt der Diagnose der Tierärzte entgegen.
Paula hatte einen Abszess am Reisszahn und weitere Zähne locker bzw kariös. Dazu kam noch ihre altersbedingte Herzschwäche und eine Schilddrüsenüberfunktion die letztendlich auch der Grund war das sie trotz gutem Futter Gewicht verloren hatte.
Das alles machte die Aussichten auf Gelingen einer OP nicht grade rosig und wir mussten entscheiden ob wir das Risiko eingehen.
Noch nie ist uns eine Entscheidung so schwer gefallen wie diese, aber wir entschlossen uns sie operieren zu lassen, denn erstens ist aufgeben nicht unsre Art und zweitens sind Katzen immer für ein Wunder gut. Immerhin sagt man ihnen nach 7 Leben zu haben und ich bin der Meinung das Paula noch ein paar übrig haben muss die sie nun in die Waagschale werfen kann.
Die OP
Am nächsten Morgen brachten wir sie in die Klinik und verbrachten den ganzen Tag kettenrauchend und voller Sorge in der Nähe des Handys was dann auch irgendwann Nachmittags klingelte und die erlösende Botschaft brachte das Paula die OP gut überstanden hat.
Der Abszess war gereinigt und gespült worden, ein paar weitere Zähne gezogen und der Rest gesäubert und saniert.
Nach wie vor machte das Herz den Tierärzten Sorge und man konnte keineswegs sagen die Katze ist über den Berg. Vorsichtshalber liessen wir Paula noch über Nacht in der Klinik, und dann am nächsten Tag durften wir sie endlich wieder abholen.
Die ersten Tage nach der OP waren nicht gut, Paula war lethargisch und benommen und wenn sie aufstand fiel sie um. Nachdem wir ihren Herzschlag kontrollierten stellten wir fest das die Herzmedikamente ihren Puls auf 60 Schläge/min abgesenkt hatten, normal sind bei Katzen 110 – 160 Schläge.
Rücksprache mit der Klinik, Herzmedikamente abgesetzt.
Dazu kam noch Durchfall und wir mussten mehrmals täglich die katze und die Wohnung putzen.
Jetzt, fast 1 Woche nach der OP hat sie sich endlich wieder aufgerafft, nimmt Futter an und der Duchfall ist weg. Auch die von uns aufgestellten Treppen damit sie ins Bett und auf den Sessel kommt benötigt sie nicht mehr.
Ja sie nöhlt auch schon wieder beledigt wenn sie wie der weisse Hai das offene Fenster umkreist und nicht hinauf kann.
Paula bekommt Schilddrüsenmedikamente und Aufbaufutter und wir hoffen das sie jetzt auch wieder Gewicht zulegt und das sie uns trotz ihrer 20 Jahre noch lange auf die Nerven geht.
Der älteste Kater der Welt ist stolze 30 Jahre alt …..
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Update: 6 wochen nach der OP
Paula hat 500g zugenommen und ihr struppig gewordenes Fell fängt wieder an zu wachsen. Langsam aber sicher findet sie wieder zurück zu ihrer Bestform, was es für uns nicht einfacher macht ihr die Tabletten zu geben. Katzen und Tabletten geben erfordert sehr viel Geschick, Geduld und vor allem Mut. Und die Reflexe eines Karatekämpfers um den Zähnen und Krallen des sich wehrenden Raubtieres auszuweichen. Zudem benötigt man einen scharfen Blick um die meterweit weggespuckte Tablette auh bei Dämmerung wieder zu finden.
Bewährt hat sich die “Schmusemethode” zumindest solange bis der Stubentiger die Regelmässigkeit erkennt und misstrauischerweise die menschliche Zuneigungsbekundungen mit verwschwinden unter dem Bett und lautem Fauchen quittiert. Bei der Schmusemethode nimmt man die Katze in den Arm wie ein Baby und krault ihr das Kinn und die Brust bis sie wohlig schnurrt, dann öffnet man mit dem Finger das Mäulchen, schiebt die Tablette möglichst weit in den Rachen, weicht dem Biss aus und streichelt Katze die Kehle um den Schluckreflex auszulösen. Die Krallenbewehrten Tatzen in seinem Gesicht sollte man tapfer ertragen, (wegziehen gibt Schrammen)
Sobald die Katze geschluckt hat, lässt man sie los und begibt sich auf die Suche nach der Tablette.
Weniger bewährt hat sich die Ins-Futter-misch-Methode. Katzen durchschauen diesen Trick sofort und leeren den Napf auf dem am Ende eine einsame Tablette liegt.
Richtig gut ist dagegen die Leckerli Methode, obwohl ich glaube das Paula auch diese durchschaut und die mit Tablette gefüllten Softleckerlis (mit Käse und Katzengras) nur aus Mitleid mit uns geplagten Menschen frisst
Paula erobert Hasiland
Das Ende einer Ära
April 2017
Paula hat uns verlassen, im stolzen Alter von 21 Jahren und dennoch zu früh, nicht unerwartet und dennoch fehlt sie uns sehr, und nichts ist schwerer als los zu lassen wo man viel lieber festhalten würde und gehen zu lassen was gehen muss. Paulas Leben war still geworden, sie schlief viel und die Wege über die Katzentreppen wurden für sie immer mühseliger, so daß wir sie sehr oft tragen oder hochheben mussten damit sie nach draussen konnte. Dann plötzlich entwickelte sie neurologische Ausfälle, wie zb extremes Kratzen, Muskelticks und Gleichgewichtsprobleme. Wir vermuteten eine Rückkehr des alten Abszesses und liessen ein CT machen sowie eine Untersuchung auf bakterielle Hirnhautentzündung, alles ohne Befund. Ähnlich wie bei einem sehr alten Menschen war uns klar das ihre Lebensflamme am verlöschen war und als dann noch eine halbseitige Lähmung hinzu kam wussten wir das die Zeit gekommen war sie gehen zu lassen.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem Team der Tierklinik Betzdorf bedanken die alles menschenmögliche getan haben, egal ob Sonnatgs oder Nachts, sich rührend um unsere Katze kümmerten und uns beistanden als wir sie gehen liessen. Dafür DANKE
Für die meisten Menschen war diese kleine, pummelige, graue Katze mit dem halben Schwanz nichts dem man einen zweiten Blick gönnt, aber für uns war sie ein Geschenk Ein Familienmitglied und etwas ganz besonders Wertvolles und darum beschlossen wir sie einäschern zu lassen und ihre Asche in einer Urne aufzubewahren damit sie auch in Zukunft bei uns sein kann, hier in ihrem Zuhause.
Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust (Antoine de Saint-Exupéry)
Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne,weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache, du allein wirst Sterne haben, die lachen können.
Wenn du dich getröstet hast (man tröstet sich immer), wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein, und deine Freunde werden erstaunt sein,wenn sie sehen, daß du den Himmel anblickst und lachst.